Aufstieg zur Cabane de Valsorey

Nach unserer Tour auf den Dent Blanche benötigten wir erst einmal etwas Erholung. So haben wir vor zwei Tagen dem Ort Martigny einen Besuch abgestattet und uns insbesondere die aus dem Mittelalter stammende Burg, die inzwischen liebevoll erhalten wird, angeschaut. Gestern dann haben wir einige Zeit in das Schreiben dieses Blogs investiert und uns um die Planung für die nächste Tour gekümmert.
Wir wollen auf den Grand Combin gehen. Dabei handelt es sich um einen massigen, beinahe ein eigenes Gebirge bildenden Gipfel, der zwei völlig unterschiedliche Seiten hat: von Norden ein eisgepanzerter Koloss, von Süden ein Massiv aus schwarzem Fels.
Eigentlich wollen wir ihn von Süden über den Meitin-Grat besteigen und dann alle drei Gipfel überschreiten und anschließend nach Osten, teils abseilend, absteigen. Allerdings ist das eine sehr lange Tour, bei der man unbedingt sicheres Wetter braucht. Und das ist aktuell nicht angesagt. Es soll in den nächsten Tagen am Vormittag schön sein, aber ab Nachmittag drohen Schauer und Gewitter. Daher entscheiden wir, den Berg über den Meitin-Grat zu besteigen und über denselben Weg wieder abzusteigen.
Dieses Mal können wir alle unsere Habseligkeiten in unserer Unterkunft in Bourg-St.-Pierre, einem kleinen Ort an der Straße zum Großen St. Bernhard Pass, lassen, da wir sie durchgehend gebucht haben. Übrigens handelt es sich bei dieser Unterkunft um ein Ein-Zimmer-Appartement von vielleicht 20qm Größe, für das wir pro Nacht 90 CHF bezahlen dürfen. Im Vergleich zur letzten Unterkunft also eine echte Verschlechterung, aber immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf, eine leidlich eingerichtete Küche und Internet, dass mal mehr, mal weniger funktioniert.
Ein großer Vorteil unserer Bleibe ist jedoch die Lage, denn der Weg zur Valsorey-Hütte startet direkt von Bourg-St.-Pierre. Faul, wie wir sind, fahren wir allerdings noch ein Stück mit dem Wagen hinauf und sparen uns so ca. 30 Minuten Fußweg.

Am Beginn des Aufstiegs zur Valsorey-Hütte

Es ist 10:00 Uhr, als wir von einem kleinen Parkplatz in ca. 1800m Höhe den Aufstieg zur Hütte starten. Heute werden es nur 1200 Höhenmeter sein, die wir bewältigen müssen. Der Weg zieht zunächst ohne großen Höhengewinn weit in ein liebliches Hochtal hinein. Dieses Alp Cordonna genannte Gebiet verlassen wir in ca. 2100m Höhe an den sog. Chalet d'Amont.


Auf der Alp Cordonna


Ein liebliches Hochtal begleitet den ersten Wegabschnitt

Nun geht es einen ersten steileren Aufschwung bis auf ca. 2500m Höhe hinauf. Die Hütte und auch der Grand Combin kommen ins Blickfeld. Nach einem kurzen, flachen Teil folgt dann der steile Weg in vielen Kehren zur Hütte hinauf. Dort kommen wir um 13:35 Uhr an.

Kurz vor der Hütte

Hier ist nicht viel los. Die Hüttenwirtin sitzt mit zwei Gästen auf einer Bank in der Sonne und begrüßt uns freundlich. Wir sagen ihr, dass wir zunächst noch ein Stück den Weg für morgen früh erkunden wollen. Wenn wir zurück sein werden, wird sie uns die Lager zeigen.
Wie sich schnell herausstellt, ist die Wegfindung direkt hinter der Hütte kein großes Problem. Katzenaugen und Steinmänner markieren einen mehr oder weniger ausgeprägten Pfad. Wir folgen diesem Pfad bis zum Beginn des kleinen Glacier du Meitin, den wir dann morgen aufwärts queren müssen, und drehen dann um.
Wieder an der Hütte, erledigen wir die Formalitäten. Die Hüttenwirtin kümmert sich ganz allein um die bis zu sechzig Gäste. Allerdings stellt sich im Laufe des Nachmittags heraus, dass heute nur sechs Personen in der Hütte übernachten werden. Darüber sind wir schon ziemlich erstaunt, da der Grand Combin sicher ein begehrtes Ziel ist und die Wettervorhersage eigentlich niemanden von einem Versuch abhalten sollte. Nun ja, immerhin haben wir keine Platzprobleme im Lager, und auch die Gefahr, Opfer von Schnarchern zu werden, ist bei vier Unbekannten nicht so hoch.
Nach einer Weile gammeln stellen wir fest, dass  unsere Mägen durchaus etwas Leckeres vertragen könnten. In Frage kommt selbstgebackener Apfelkuchen, der wirklich sehr gut schmeckt. Ich frage bewusst nicht nach dem Preis, um uns den Appetit nicht zu verderben. Als wir dann am Abend bezahlen, stellt sich das als kluge Entscheidung heraus, da wir sieben Fränkli pro Stück berappen dürfen.
Das Abendessen findet in fast privater Atmosphäre statt. Wir sitzen zu sechst an einem Tisch in der ansonsten leeren Hütte. So lernen wir die beiden anderen Seilschaften etwas näher kennen. Zum einen handelt es sich um ein russisches Pärchen, die beide in Genf wohnen und gut französisch und englisch sprechen. Sie wollen vom Grand Combin nach Norden über den Gletscher absteigen. Bei der anderen Seilschaft handelt es sich um einen noch recht jungen Bergführer mit einem eher älteren Gast aus der Schweiz. Letzterer ist seit Kindestagen in den Bergen unterwegs. Sie wollen wie wir über den Meitin-Grat hinauf und auch wieder zurück.
Da es um 03:00 Uhr Frühstück geben wird, werden wir nicht besonders alt heute Abend und gehen so gegen 20:00 Uhr ins Lager.

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